Die große Sensation ist zwar ausgeblieben. Trotzdem gibt es Standing Ovations von 1000 Zuschauern für den TSB Gmünd nach der 31:36 (17:17) – Niederlage gegen die Übermannschaft SG Köndringen/Teningen.

Es war das stimmungsvollste Spiel seit vielen Jahren – und das sportlich bedeutendste obendrein. "Wir können nur gewinnen", meinte der Sportliche Leiter Jürgen Rilli schon vor Anpfiff beim Blick auf die vollbesetzte Tribüne. Der ungeschlagene Klassenprimus aus Köndringen/Teningen war sichtlich beeindruckt. Auch deshalb, weil TSB-Trainer Aaron Fröhlich tief in die taktische Trickkiste gegriffen hatte. Seine Mannen verteidigten extrem offensiv, um die gegnerischen Spielgestalter Pascal Bührer und Sebastian Endres zu stören. Das zeigte Wirkung.

Der TSB trat mutig auf, ging durch Niklas Burtsche sofort in Führung, scheiterte aber auch einige Male am SG-Tormann Clement Gaudin. Umso wichtiger, dass Burtsche vom Siebenmeterstrich keine Nerven zeigte und beim 7:7 (13.) schon ein viertes Mal verwandelte. Spielmacher Tom Abt warf die Gmünder sogar mit zwei Toren in Front, Köndringen schlug zurück und drehte das Spiel zum 10:11 (19.). Beide Spitzenteams schenkten sich nichts, immer wieder wechselte die Führung. Der TSB fand immer wieder die richtigen Mittel, sei es über seinen wuchtigen Kreisläufer Jonas Waldenmaier oder die knallharten Rückraumwürfe von Kai Schäffner. Aus der Bedrängnis setzten die Jets auch das spielerisch Highlight: Nur drei Pässe waren übrig, Schäffner hatte das Auge für Abt und der Spielmacher brachte den Kempa-Trick zum 15:16 (27.) im Tor unterbrachte. Erneut brandete großer Jubel auf, als Patrick Watzl zum 17:17 (30.) ausglich. Zur Pause drohte Köndringen/Teningen der erste Punktverlust in dieser Saison. "Wir sind so stark herausgefordert worden wie bislang noch nie", meinte SG-Trainer Jonas Eble anerkennend.

"Unsere erste Halbzeit war das Nonplusultra", fand Burtsche und ergänzte: "Die Halle ist zum Hexenkessel geworden, so wie wir es uns erhofft hatten." Mit ihrem beweglichen Offensivspiel holten die Gmünder immer wieder Zeitstrafen heraus, spielten ihre Angriffe geduldig und zielstrebig aus. Auf den Flügeln wurde Wolfgang Bächle immer wieder gut in Szene gesetzt und sein Pendant auf der linken Außenbahn hatte ohnehin einen Sahnetag erwischt. Burtsche traf auch in Hälfte zwei quasi nach Belieben. Bis zum 22:22 (38.) war es ein offener Schlagabtausch, der Verfolger TSB voll auf Augenhöhe mit dem Klassenprimus.

Der Knackpunkt: Eine umstrittene Rote Karte gegen Jonas Schwenk, der in einer Abwehraktion mit Maximilian Endres zusammen geprallt war. In doppelter Unterzahl gerieten die Gmünder mit zwei Toren ins Hintertreffen. Das Spitzenspiel wurde immer hektischer. Während die Gäste trotzdem einen kühlen Kopf behielten, verlor der TSB den Faden. Auch dem noch geschwächten Tom Abt, der unter der Woche krankheitsbedingt im Training gefehlt hatte, gelangen nun nicht mehr so viele Aktionen. Sein Trainer versuchte mit einer Auszeit entgegen zu steuern – ohne Erfolg. Der Rückstand wuchs auf 26:30 (48.) an. Viele Fehlwürfe reihten sich aneinander und Daniel Mühleisen, der sich vor der Pause einige Male hatte auszeichnen können, verlor nun das Torhüterduell gegen Gästekeeper Gaudin.

"Wir haben nicht mehr die richtigen Entscheidungen getroffen", trauerte Burtsche dieser Phase hinterher: "Ich hätte lieber nur die Hälfte meiner Würfe getroffen und dafür das Spiel gewonnen. Am Ende haben uns das Spielglück und die Abgezocktheit gefehlt." Die Jets ließen selbst nach dem vorentscheidenden 28:34 (52.) nichts unversucht. SG-Spieler Luis Ehret foulte Burtsche grob und sah ebenfalls Rot, der Gmünder Top-Torjäger traf unbeirrt weiter zum 30:35 (56.). Als Andreas Maier sich willensstark durchsetzte und auf 31:35 (57.) verkürzte, keimte noch eine leise Hoffnung beim stimmungsvollen Publikum auf. Doch Köndringen/Teningen ließ sich den 23.Sieg im 23.Saisonspiel nicht mehr nehmen.


Zu grämen brauchen sich die Jets dennoch nicht: Diese couragierte Leistung vor vollem Haus macht Mut für die verbleibenden sechs Partien. Am kommenden Samstag (20 Uhr) steht ein Auswärtsspiel bei der abstiegsbedrohten MTG Wangen an. Mit einem Sieg würde der Aufstiegstraum weiterleben – und in einem Monat beim nächsten Topspiel gegen Bittenfeld dürfte die Große Sporthalle wieder einmal aus allen Nähten platzen.