Zielstrebig und selbstbewusst steuert der TSB Gmünd seiner besten Saison in der vierthöchsten Spielklasse entgegen. Der Weg zum 40-Punkte-Ziel führt allerdings nur über die unangenehme Auswärtsaufgabe beim HC Neuenbürg an diesem Samstag (19:30 Uhr / Stadthalle).

Sechs Siege in Folge, ein fest zementierter dritter Tabellenplatz und die heimliche Aufstiegshoffnung: Der TSB Gmünd befindet sich im Flow – wenn da nur nicht die Faschingspause gewesen wäre. Nach einer fast dreimonatigen Knieverletzung komplettiert Arian Pleißner den Kader der „Jets“. Doch der Rückraumspieler musste in dieser Trainingswoche ebenso krankheitsbedingt aussetzen wie auch Kai Schäffner und Tormann Daniel Mühleisen. „Von meinem Gefühl her hätten wir keine Pause gebracht“, meint Aaron Fröhlich mit kritischem Blick. Doch der TSB-Trainer ist zuversichtlich, dass alle seine Jungs rechtzeitig wieder bei Kräften sind: „Vielleicht bringen wir uns genauso in Form, damit es in den nächsten Wochen umso besser läuft.“
Der TSB will wieder in den Flow kommen – und mehr erreichen

Was auch daran liegt, dass noch schwere 60 Minuten dazwischen stehen. Der HC Neuenbürg hat sich im Vergleich zur Vorrunde stabilisiert, steht mit ausgeglichenem Punktekonto jenseits von gut und böse auf dem achten Rang. Unterschätzen wird der TSB die Hausherren keinesfalls, das macht Fröhlich unmissverständlich klar: „Neuenbürg ist eine unbequeme Mannschaft, die körperlich stark ist und viele Zeitstrafen kassiert, da also ordentlich zur Sache geht. Wir müssen bereit sein, mit allem dagegenzuhalten.“

Ein Gegner mit Licht und Schatten
Von der 30:44-Lehrstunde beim TV Bittenfeld II einmal abgesehen, hat der HCN zuletzt beachtliche Ergebnisse eingefahren. Erst in letzter Sekunde kassierte man gegen Drittliga-Absteiger Waiblingen den 26:26-Ausgleichstreffer, bei der formstarken HSG Ostfildern folgte eine knappe 31:35-Niederlage. Die „Foxes“ aus dem Nordschwarzwald müssen zugleich einer heftigen Verletzungsmisere trotzen. Das Auswärtsspiel bei der SG Köndringen/Teningen wurde sogar nach nur sieben Minuten abgebrochen, da sich HCN-Abwehrstratege Phil Burkhardt einen doppelten Beinbruch zugezogen hatte und damit für den Rest der Saison ausfallen wird. Dieser Verlust wiegt schwer, doch Aaron Fröhlich hat genauer hingeschaut: „Neuenbürg ist keine One-Man-Show. Sie spielen sehr viel mit dem Kreis zusammen und haben viele gute Rückraumspieler, die sich ihre Schlagwürfe nehmen.“
Was noch dazu kommt: In drei Versuchen konnte der TSB bislang erst einmal in der Stadthalle Neuenbürg gewinnen. Mächtig strecken mussten sich die Jets auch im Hinspiel, bevor sie sich letztlich souverän mit 31:25 durchsetzten. „In einer Phase von zehn Minuten konnten wir das sehr gut in unsere Richtung ziehen“, erinnert sich Fröhlich. Der TSB-Trainer rechnet in gegnerischer Halle abermals mit einem engen Spiel auf Augenhöhe: „Dass beim Gegner Potenzial vorhanden ist, sieht man auch in diesem Jahr.“

Letztjähriges gegen aktuelles Überraschungsteam
Gewissermaßen ist es das Duell zwischen dem letztjährigen und dem aktuellen Überraschungsteam der Liga. Voriges Frühjahr hatte Neuenbürg nur haarscharf den Drittliga-Aufstieg verpasst. Aktuell ist es der TSB (38:6 Punkte), der als Tabellendritter ordentlich Druck auf die Führenden Bittenfeld II (39:5) und Köndringen/Teningen (42:0) ausübt. Das Beispiel Neuenbürg zeigt, wie anstrengend es ist, dieses hohe Niveau über einen längeren Zeitraum zu halten. „Es ist schon schwer genug, von Woche zu Woche, unsere guten Leistungen zu bringen“, betont Fröhlich. Seine Mannen setzten sich zuletzt doch etwas mühsam gegen die abstiegsbedrohten TSG Söflingen (34:30) und TuS Schutterwald (39:33) durch.
Keine Frage: Viele Gegner wirken inzwischen besonders motiviert, um dem Aufstiegsanwärter aus Gmünd ein Bein zu stellen. Kein Problem, findet jedenfalls der Trainer. „Wir erfüllen nicht unbedingt dieses Bild eines mit Ex-Profis bestückten Top-Teams, weil wir eher über unser Kollektiv kommen“, so Fröhlich. Doch die zugeschriebene Rolle sei ihm viel lieber als eine Außenseiterrolle: „Genau diesen Druck wollen wir haben. Wir wollen gut sein und als Favorit ins Spiel gehen, weil wir gut sind. Dem können wir uns gerne stellen. Alles andere würde ja heißen, dass wir nicht gut sind.“
Im Tempospiel zum neuen Rekord
Seine Qualitäten bewies der TSB zuletzt vor allem offensiv und wurde dabei angeführt von Niklas Burtsche (180/61 Tore) und Tom Abt (145), die zu den zehn besten Werfern der Liga zählen. Besonders auf das schnelle Umschaltspiel, in dem Linksaußen Burtsche eine zentrale Rolle einnimmt, wird es ankommen, um die Siegesserie weiter auszudehnen. Immerhin ist in den nächsten acht Spielen noch so viel mehr möglich als „nur“ ein Punkterekord. „Wir greifen seit Tag eins voll an und werden weiterhin versuchen, das Maximale herauszuholen“, erklärt Fröhlich. Jetzt, wo die Saison allmählich auf ihre Zielgerade einbiegt, gibt sich beim TSB Gmünd noch längst niemand mit dem Erreichten zufrieden. Zumindest ein paar heimliche Blicke richten sich schon auf das kommende Topspiel in eigener Halle am 16.März. Die Jets wollen unbedingt die Ersten sein, die dem immer noch makellosen Spitzenreiter Köndringen/Teningen ein Bein stellen. Daraus macht selbst der Trainer keinen Hehl: „Aber erstmal geht es nur um das nächste Spiel in Neuenbürg – und das wird alles andere als leicht.“
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Pleißner, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Watzl, Waldraff, Bächle, Burtsche, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier


(Text: Nico Schoch - Bilder: Frank Bieg, Archivbilder: Enrico Immer)