„Kein Selbstläufer“: Der TSB Gmünd ist plötzlich auch auswärts der klare Favorit

Der TSB Gmünd trifft bei Saase3 Leutershausen II erneut auf einen komplett neu formierten Gegner und will seinen Startrekord von vor zehn Jahren einstellen. Zum dritten Saisonspiel am Sonntag (17 Uhr / Sachsenhalle Großsachsen) kehrt Kapitän Wolfgang Bächle in den Gmünder Kader zurück.

 

Zwei Spiele, zwei Siege: Dieser perfekten Auftakt war den meisten TSBlern bislang noch nie vergönnt. Dieses Kunststück gelang den „Jets“ zuletzt im Herbst 2014, als wenige Monate nach dem erstmaligen Viertliga-Aufstieg sogar gleich drei Siege in Folge heraus sprangen. Aaron Fröhlich ging damals als 24 Jahre junger Spielmacher voran und erinnert sich noch gut daran. „Eine totale Euphorie bricht aber auch jetzt nicht aus“, erkennt der neue Trainer eine kleine Parallele: „Wenn wir nun umgekehrt gegen zwei Top-Mannschaften verloren hätten, wäre ja auch nicht alles schlecht.“

 

Ein potenzielles Spitzenteam, den Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen, wurde in dessen Halle immerhin schon mit 33:27 bezwungen. „Eine gute Geschichte für uns“, betont Fröhlich. Erwartbar hingegen sei der jüngste 30:23-Heimerfolg gewesen. Nämlich gegen einen verjüngten TSV Weinsberg, „der gegen uns gut aufgetreten ist, sich aber einfach noch finden muss.“ Fröhlich bemüht sich verständlicherweise darum, die richtige Balance zu finden zwischen Lob und Kritik. Steigerungspotenzial offenbarten die Gmünder immerhin auch noch genügend, allen voran in der Chancenverwertung. Und die Saison ist bekanntlich kein Sprint, sondern ein Marathon – und auf dessen Strecke warten noch einige dicke Brocken.

 

Eine der längsten Auswärtsfahrten steht am Sonntag bevor, wenngleich dem TSB vor den Toren Mannheims scheinbar nur eine weitere Pflichtaufgabe bevorsteht. An der Bergstraße bündeln vier Vereine seit diesem Sommer als Spielgemeinschaft „Saase3 Leutershausen“ ihre Kräfte. Während die erste Mannschaft sich nach drei Siegen aus vier Spielen in der Spitzengruppe der 3.Liga Süd-West festgesetzt hat, hat die zweite Garde bislang so ihre Probleme. Viele wichtige Stützen fehlen der Mannschaft, die vormals als TVG Großsachsen antrat. Drei Akteure sind in den Drittliga-Kader aufgerückt, altgediente Spieler sind gegangen und die junge Truppe zahlte gleich zu Beginn kräftig Lehrgeld. Völlig chancenlos waren die „Saasemer“ sowohl gegen den Aufstiegsaspiranten TV Bittenfeld II (27:42) als auch beim starken Neuling HSG Albstadt (19:43). „Man war nur noch ein Sparringspartner“, heißt es dazu auf der Vereinshomepage. Im gleichen Bericht wird der TSB Gmünd angekündigt als „weiterer starker Gegner, der ganz vorne erwartet wird.“

 

In der Vorsaison kämpfte der TSB bis kurz vor Schluss gegen den Abstieg an, nun hat sich die äußerliche Wahrnehmung innerhalb von nur zwei Wochen komplett verändert. „Ganz easy“, geht Aaron Fröhlich nach eigener Aussage damit um. Denn: „Diese Wahrnehmung haben wir uns mit unseren bisherigen Leistungen verdient.“ Der Trainer möchte diesen Eindruck gerne weiter bestätigen. An seiner Marschroute ändert sich nichts: Möglichst jedes Spiel zu gewinnen. „Doch wir müssen wachsam sein und alles abrufen, was wir können“, mahnt Fröhlich, der die bisherigen Auftritte des Gegners im Video genauestens beobachtet hat. Ganz so einfach, wie es die jeweils über 40 Gegentreffer von Sasse3 vermuten lassen, dürfte es für die „Jets“ vermutlich doch nicht werden.

 

„Weder im Angriff noch in der Abwehr spielen sie auffallend schlecht“, so hat der Gmünder Coach ein gewisses Potenzial beim Gastgeber ausgemacht. Nur habe sich die neu zusammengewürfelte Truppe bislang nicht die besten Wurfchancen herausgespielt und sei dann gnadenlos bestraft worden. Dass sich dieses Potenzial ausgerechnet am Sonntag entfaltet, das müsse der TSB mit einem konzentrierten Auftritt verhindern. „Es gibt in dieser Liga keine Selbstläufer“, warnt Fröhlich. Mit einem müden Lächeln fügt er noch hinzu: „Es wäre zwar schön, wenn es so wäre. Doch es ist nicht so, dass dieser Gegner nichts in der Liga zu suchen hätte oder gar nichts hätte, was uns gefährlich werden könnte. Die sind nicht so schlecht, wie es sich vielleicht nach den ersten beiden Ergebnissen liest.“

 

Klar ist aber auch: Aktuell spricht alles für die Gmünder, die mit viel Rückenwind und einem weiteren Ass im Ärmel anreisen. Wolfgang Bächle kehrt diesen Freitag aus seinem USA-Urlaub zurück. Der Stamm-Rechtsaußen verpasste die ersten beiden Spiele und konnte auch keine Trainingseinheit mehr mitmachen. „Doch er ist unser Kapitän und mit seinem Leistungsvermögen für uns immer wertvoll“, sagt Fröhlich über seinen langjährigen Mitspieler: „Allerdings müssen wir auch schauen, wie viel wir ihm nach der langen Reise zumuten können und dass wir ihn nicht direkt verheizen.“ In Bächles Abwesenheit hatten zuletzt Patrick Watzl und Stefan Scholz geglänzt. Dass die beiden anderen Linkshänder weiterhin zu ihren Einsatzzeiten kommen werden, steht für den Trainer deshalb außer Frage.

 

Was auch mit einer neuerlichen Lücke im Gmünder Rückraum zusammenhängt. Zwar haben sich die allerschlimmsten Befürchtungen nicht bestätigt, doch der erst 20-Jährige Arian Pleißner wird mit einer Knieverletzung vermutlich für den Rest des Jahres 2024 ausfallen. Eine Hiobsbotschaft, die Fröhlich hart getroffen hat: „Wir haben einen guten Kader, sind aber nicht unendlich breit besetzt. Arian hätte deshalb viel Spielzeiten bekommen. Nun müssen das die anderen ausgleichen, auch wenn es für manchen Spieler in den nächsten Monaten vielleicht ein Kraftakt wird.“

 

Von zentraler Bedeutung bleibt deshalb die Abwehrarbeit. „Unsere Basis“, wie Fröhlich immer wieder betont. Nach 27 Gegentoren in Waiblingen und 23 Gegentoren gegen Weinsberg erhofft er sich noch eine weitere Steigerung. „Ich bin auch schon zufrieden, wenn wir ein Tor mehr werfen als der Gegner“, gibt sich der 34-Jährige ganz pragmatisch: „Doch nach einem gewonnenen Spiel ist es mir ganz recht, wenn wir so wenig Tore wie möglich bekommen.“ Auch schon vor zehn Jahren legten die „Jets“ defensiv den Grundstein für ihren Traumstart – die Wiederholung soll am Sonntag in Großsachsen perfekt gemacht werden. Ein Ziel, aus dem Fröhlich keinen Hehl macht: „Allerdings ist es auch keine Selbstverständlichkeit, dass wir ein Spiel nach dem anderen gewinnen.“ Ganz nach dem Motto: Erst kommt die (Abwehr-) Arbeit – dann das Vergnügen.

 

TSB: D. Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, J. Schwenk, Watzl, Bächle, Burtsche, Pick, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

 

(Text: Nico Schoch; Bilder: Enrico Immer)