Handball, Oberliga: Das Jahresfinale als erste Einstimmung auf die bevorstehende Abstiegsrunde. Der dramatische Hinspielsieg dient dem TSB Gmünd als Warnung vor der noch punktlosen SG H2Ku Herrenberg, zumal der zweiten Auflage des Kellerduells am Samstag (20 Uhr / Markweghalle) eine umso höhere Bedeutung zukommt.
TSB-Trainer Michael Stettner bringt es gleich auf den Punkt: „Da geht’s richtig um was.“ Seine Mannen treten als Gruppensiebter beim -neunten und damit Letzten an. Das letzte Spiel vor der Weihnachtspause in Herrenberg verspricht Abstiegskampf pur. Ähnlich wie es auch schon beim ersten Aufeinandertreffen vor knapp zwei Monaten der Fall war. Nach vier Auftaktpleiten herrschte in Gmünd schon Alarmstufe Rot, zur Halbzeit führten die Hausherren dann sage und schreibe mit 25:15. „Da haben wir uns sicherlich den Frust von der Seele geschossen“, blickt Stettner zurück: „Doch dann haben wir den Gegner mit unseren eigenen Fehler wieder stark gemacht.“ Zwölf Minuten vor Schluss stand es 28:28-Unentschieden, bevor der TSB dieses „verrückte Spiel“ doch noch mit 38:33 für sich entscheiden konnte.
Es war der Wendepunkt, woraufhin die „Jets“ mit fünf Punkten gegen die eigentlich klar favorisierten Drittliga-Absteiger verblüfften. Zuletzt allerdings gingen die Rückspiele gegen Willstätt (29:30), Baden-Baden (27:32) und Köndringen/Teningen (31:33) knapp verloren – und zwar allesamt nach dem gleichen Muster, wie der Trainer bemängelt: „Wir haben ein, zwei Fehler zu viel gemacht. Besonders gegen Willstätt haben wir uns mit unserer Chancenauswertung selbst um den verdienten Lohn gebracht.“ Trotz oder gerade aufgrund dieser mutigen Auftritte wähnt sich der TSB weiterhin im Aufwind. „Es ist nicht so negativ, wie es die nackten Zahlen zeigen“, findet Stettner: „Spielerisch befinden wir uns auf einem ganz anderen Level als noch zu Beginn der Saison. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass diese Gegner allesamt höhere Ansprüche haben und müssen uns nun von diesen Ergebnissen freimachen.“
Inzwischen liegt der TSB allerdings acht Punkte hinter den oberen vier Plätzen zurück. Das anfangs ausgerufene Ziel, durch den Einzug in die Aufstiegsrunde frühzeitig die Klasse zu halten, ist damit längst unerreichbar. Was allerdings nicht zwingend ein Beinbruch ist. Denn die Chance, sich in der Abstiegsrunde zu retten, stehen gar nicht allzu schlecht – einen erneuten Sieg in Herrenberg vorausgesetzt. Denn diese Punkte würde der TSB mit in die entscheidende zweite Saisonhälfte nehmen. Stand jetzt wären fünf Zähler gesichert. Was allerdings davon abhängt, ob Willstätt oder Köndringen/Teningen doch noch den Sprung unter die Top Vier schaffen. Die Rechnerei hat längst begonnen, doch Stettner lässt sich davon (noch) nicht anstecken. Er sieht in Herrenberg vielmehr eine „große Chance“ und nimmt sein Team in die Pflicht, an die zuletzt gezeigten Leistungen anzuknüpfen: „Wir werden alles daran setzen, so viele Punkte wie möglich mitzunehmen.“
Der Gegner wiederum hat eine völlig schwarze Serie vorzuweisen. Elf Spiele, elf Niederlagen – acht Jahre nach dem Abstieg aus der 3.Liga droht dem ehemaligen Zweitligisten ein Fiasko. Durch den neuen Modus ist allerdings noch lange nichts verloren. Eine Revanche gegen den TSB würde der SG H2Ku Herrenberg prompt bessere Karten für die nahende Abstiegsrunde bescheren. Das wissen natürlich auch die Gmünder, die den scheinbar abgeschlagenen Kontrahenten allein schon aufgrund der ersten Partie nicht unterschätzen wollen. „Wir sind sicherlich der Favorit, doch es wird definitiv kein Selbstläufer“, mahnt Stettner. Aus eigener Erfahrung kann er berichten: „Als Auswärtsteam muss man sich in Herrenberg immer auf hitzige Spiele einstellen.“
Zumal der Hoffnungsfunken im Gäu noch längst nicht erloschen ist. „Die Mannschaft lebt“, stellte Trainer Fabian Gerstlauer erst kürzlich fest. Da hatte seine Mannschaft zwar deutlich mit 20:30 in Willstätt verloren. Gerstlauer, der zur neuen Saison von Jörg Ebermann (vormals TV Bittenfeld II) abgelöst wird, verweist jedoch auf die starke Moral seines Teams. Diese kam auch am vergangenen Wochenende zum Vorschein. Ohne den erkrankten Regisseur Valentin Mosdzien – mit 63 Treffern zugleich der treffsicherste Herrenberger – lag man bei der SG Köndringen/Teningen zur Pause schon mit 14:23 zurück, kämpfte sich aber immerhin noch auf fünf Tore heran. Die 32:44-Niederlage war ein Beleg für die durchaus vorhandenen Offensivqualitäten. Besonders Kreisläufer Lukas Mäußnest war es, der dem TSB im Hinspiel mächtig zu schaffen machte. „Da müssen wir aufmerksamer sein“, fordert Stettner und verweist außerdem auf die verschiedenen Abwehrsysteme des Gegners: „Das ist sehr unangenehm und verlangt uns im Angriff viel Ruhe ab. In vielen Spielen war zu sehen, zu was Herrenberg fähig ist und es ist sicherlich eine Überraschung, dass sie bislang gar keinen Punkt geholt haben. Das macht sie für uns aber nur noch gefährlicher.“
Zumal zwischen den Pfosten der ehemalige Bundesligakeeper Primoz Prost steht, der bis vor zwei Jahren noch beim TSB und nun bei Frisch Auf Göppingen als Torwarttrainer tätig ist. Ob der mittlerweile in Gmünd wohnhafte Slowene am Samstag tatsächlich mitwirkt, ist allerdings noch offen. Denn sein Haupt-Arbeitgeber Frisch Auf trifft am selben Abend in der Bundesliga auf die SG Flensburg-Handewitt. „Unabhängig davon dürfen wir auf gar keinen Fall denken, dass es von alleine geht“, richtet Stettner den Fokus daher auf die eigenen Stärken. Allerdings bangen die Jets noch um den Einsatz ihres treffsicheren Linksaußen Eric Zimmermann, der während der Trainingswoche krankheitsbedingt fehlte.
Eine „Frage der Einstellung und des Willens“ ist es für Stettner, damit seine TSBler ihre beste Leistung abrufen. Die wird zwingend nötig sein, um mit dem Pflichtsieg für einen harmonischen Jahresabschluss und eine gute Ausgangslage im Abstiegskampf zu sorgen.
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk (?), Stefan Scholz, Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen
Nico Schoch