Zwei Siege und ein Unentschieden gegen die Drittliga-Absteiger – der TSB Gmünd avanciert zum Favoritenschreck. Der 37:29 (19:14) – Sieg beim einstigen Angstgegner TV Willstätt war besonders in dieser Höhe nicht zu erwarten, nach einer abgezockten Vorstellung aber völlig verdient. Eine Entwicklung, die fast noch wertvoller ist als die Punkteausbeute.
Schon am Vorabend des närrischen 11.11. durften die „Jets“ schon einmal richtig freidrehen. Kein Wunder. Denn wer nach dem verkorksten Saisonstart inklusive der bitteren 27:28-Schlappe beim Aufsteiger TuS Schutterwald auf drei Überraschungserfolge gegen die Drittliga-Absteiger gewettet hätte, wäre zweifelsohne als Narr abgestempelt worden. Den Armen geben, von den Reichen nehmen – für die nun angestoßene fünfte Jahreszeit stünde den Gmünder Oberliga-Handballern das Kostüm des Robin Hood am Allerbesten. Ein Vorschlag, womit sich Michael Stettner allerdings nur ein müdes Lächeln entlocken ist. „Wir sind derzeit einfach mit voller Überzeugung und großem Spaß bei der Sache“, will der TSB-Trainer den Fehlstart gar nicht weiter kommentieren: „Umso mehr Selbstvertrauen vorhanden ist, umso einfacher fällt es, die eigene Leistung abzurufen.“
Schon am Vorabend des närrischen 11.11. durften die „Jets“ schon einmal richtig freidrehen. Kein Wunder. Denn wer nach dem verkorksten Saisonstart inklusive der bitteren 27:28-Schlappe beim Aufsteiger TuS Schutterwald auf drei Überraschungserfolge gegen die Drittliga-Absteiger gewettet hätte, wäre zweifelsohne als Narr abgestempelt worden. Den Armen geben, von den Reichen nehmen – für die nun angestoßene fünfte Jahreszeit stünde den Gmünder Oberliga-Handballern das Kostüm des Robin Hood am Allerbesten. Ein Vorschlag, womit sich Michael Stettner allerdings nur ein müdes Lächeln entlocken ist. „Wir sind derzeit einfach mit voller Überzeugung und großem Spaß bei der Sache“, will der TSB-Trainer den Fehlstart gar nicht weiter kommentieren: „Umso mehr Selbstvertrauen vorhanden ist, umso einfacher fällt es, die eigene Leistung abzurufen.“
Das gelang bereits zuvor in Köndringen/Teningen (39:39) sowie zuhause gegen Baden-Baden (31:28). Noch viel sensationeller mutet es an, wie souverän und dominant die Gmünder am Freitagabend erstmals zu einem Sieg in der Hanauerlandhalle des einstigen Bundesligisten TV Willstätt stürmten. „Wir haben die Verkrampfung in den vergangenen Wochen lösen können und sind nun, wenn auch leider zu spät, in der Runde angekommen“, zeigte sich der Sportliche Leiter Jürgen Rilli begeistert. Individuell sind die aktuellen Gegner zwar vermeintlich stärker besetzt, doch das macht der TSB derzeit mit großem Teamgeist und mannschaftlicher Entschlossenheit wett. „Mit diesem Tempo sind wir gut unterwegs und das darf gerne so weiter gehen“, ergänzt Rilli, der aber gleichzeitig auf die Euphoriebremse tritt: „Wir müssen natürlich weiterhin auf dem Boden bleiben.“
Tempo ist ein gutes Stichwort. Nicht einmal fünf Minuten waren gespielt, da hatte der TSB durch sein schnelles Spiel in der zweiten Welle bereits eine 6:2-Führung vorgelegt. Durch eigene Fehler brachte man Willstätt und deren Rückraumriege zurück ins Spiel, ließ sich aber auch vom kurzzeitigen Ausgleich beim 7:7 (14.) nicht beirren. „Alles läuft nach Plan“, beruhigte Stettner seine Mannen beim folgenden Time-Out. Gleichzeitig stellte der TSB-Coach, der nach fünfeinhalb Stunden Anfahrt gerade noch rechtzeitig angekommen war, auf eine 5-1 Abwehrformation um. „Das war der Knackpunkt“, befand er später: „Wir haben viele Stopp-Fouls hingekriegt und Willstätt zu vielen technischen Fehlern gezwungen, was ich so von ihnen gar nicht kennen. Und das wir das Gegenstoßspiel beherrschen, ist nichts Neues.“
Dem Robin Hood – ähnlichen Überfallangriffen hatten die Hausherren nur noch wenig entgegenzusetzen. Die beiden Flügelflitzer Eric Zimmermann und Wolfgang Bächle, seit Wochen in bestechender Form, stellten prompt wieder einen Drei Tore-Abstand her. Die starke Defensive um Nicola Rascher und Andreas Maier inklusive einem glänzend aufgelegten Tormann ebnete dann sogar den Weg zum 16:10 (26.). In der Vorwoche hatte noch Tobias Klemm überragt, nun war Daniel Mühleisen der große Rückhalt. „Schon beim Videostudium hatte ich ein gutes Bauchgefühl“, berichtete Mühleisen von seiner Vorbereitung auf die gegnerischen Schützen, was sich dann auch auszahlte. Die Rochade zwischen den Pfosten ist ohnehin längst Routine für das kollegiale Gespann, das sich seit vielen Jahren kennt und schätzt: „Wir motivieren uns gegenseitig und ergänzen uns perfekt. Eben weil Tobi ein ganz anderes Torhüterspiel hat, auf dass sich die Gegner erst einmal einstellen müssen.“
Ein eigener Treffer blieb Mühleisen bei seinem Distanzwurf zwar verwehrt. Was aber wenig tragisch war, da seine Vorderleute wie entfesselt aufspielten. Maier wuchtete einen Freiwurf über den hünenhaften Zwei Meter-Block zum 18:12 (28.) ins Netz, Bächle erzielte mit seinem bereits sechsten Treffer den 19:14-Pausenstand. Willstätt war geschockt und erholte sich davon auch im zweiten Durchgang nicht mehr. Sieben Minuten lang mussten die Ortenauer nach dem Seitenwechsel auf einen weiteren Treffer warten, während die Gmünder Brust mit dem 22:14 (37.) durch Tom Abt immer breiter wurde. Auf der TVW-Bank machte sich Ratlosigkeit breit. Da stand Trainer Robin Haller mit verschränkten Armen völlig stumm, der Ex-Bundesligaprofi versuchte nicht einmal mehr mit einer Auszeit einzuwirken. Es wirkte beinahe so, als hätte sich der Favorit in sein Schicksal ergeben. „Wir haben den Gegner komplett auf dem falschen Fuß erwischt“, resümierte Nicola Rascher: „Sie hatten mehr oder weniger keine Mittel mehr.“ Der Kapitän selbst traf über die volle Distanz ins leer stehende Gehäuse zum 31:21 (47.) - die Entscheidung.
Zwar tastete sich Willstätt mit vier Toren in Folge noch einmal heran. Doch unter den offiziell 480 Zuschauern hatte wohl keiner das Gefühl, dass da noch etwas anbrennen würde. Denn von Nervosität war beim TSB keine Spur. Der quirlige Abt ging als Spielmacher entschlossen voran, Rückraumpartner Arian Pleißner erzielte mitten in das gegnerische Aufbäumen hinein das 32:25 (53.). Zimmermann wiederum blieb nicht nur von Außen, sondern auch beim Siebenmeter völlig cool. Beim 35:27 (57.) klatschte sich Stettner schon freudestahlend mit seinen Trainerkollegen Volker Haiser und Steffen Sotzny ab. „Wir haben auch in der Höhe völlig verdient gewonnen, weil wir einfach komplett stabil geblieben sind“, freute sich der Gmünder Chefcoach über einen wichtigen Entwicklungsschritt: „Darüber freue ich mich tatsächlich fast schon einen Ticken mehr als über die zwei Punkte. Daher hat sich auch die schwierige Anfahrt total gelohnt.“
In der Tabelle liegen die „Jets“ als Tabellensechster nun sogar gleichauf mit dem letztjährigen Drittligisten TV Willstätt. Eine Momentaufnahme, die vor einem Monat nur die kühnsten Optimisten erwartet hätten. „Wir haben uns da reingekämpft und sind jetzt voll im Flow“, betonte Nicola Rascher. Die Körpersprache ist mittlerweile eine ganz andere als noch in den ersten vier Saisonspielen. Gleichzeitig hat der TSB die technischen Fehler, die oft zum Genickbruch führten, immer weiter heruntergeschraubt. „Mit unserer Abwehr machen wir es unseren Torhütern dann auch leicht und kommen immer besser ins Tempospiel“, ergänzt Rascher, um noch ein Sonderlob an Bächle und Zimmermann auszusprechen: „Unsere beiden Außen sind einfach in unfassbar guter Form. Ihre vielen einfachen Tore tun uns unfassbar gut, weil wir uns nicht immer im stehenden Angriff aufreiben müssen.“
Und so kommt es, dass der TSB die Oberliga-Vorrundengruppe plötzlich von hinten aufrollt. Ein sensationell anmutendes Comeback, doch keiner denkt daran, jetzt abzuheben. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Willstätt nun ganz anders auftreten und alles daran setzen wird, um sich zu revanchieren“, meint Rascher. Denn schon am nächsten Sonntag (17 Uhr / Römerhalle Straßdorf) stehen sich Robin Hood TSB und der angeschlagene, aber dadurch besonders gefährliche Boxer TVW zum Rückspiel gegenüber. „Wir dürfen uns von diesem einen Sieg nicht blenden lassen“, mahnt Torwart Mühleisen. Auch der Trainer ist sich im Klaren darüber, dass die Ortenauer mit ordentlich Wut im Bauch anreisen werden. „Wir dürfen jetzt nicht denken, dass es von alleine geht“, so Stettner: „Wenn sich das einschleicht und und wir nur ein paar Prozentpunkte nachlassen, dann wird Willstätt das bestrafen.“
Ein Zurücklehnen gibt es nicht. Die närrische Zeit hat ja eben erst richtig begonnen – nicht nur beim TSB.
TV Willstätt – TSB G
TVW: Vincent Lutz, Steffen Dold – Antoine Gutfreund (7), Jan-Philipp Valda (4), Dinko Dodig (4), Philip Wastl (3), Maximilian Hartz (3), Yannick Ludwig (3), Illia Hreblev (3/1), Joffrey Bonnemberger (2), Lucas Limouzin, Felix Krüger, Marius Oßwald, Felix Mantwill, Noah Streckhardt
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm (n.e.) - Wolfgang Bächle (10/1), Eric Zimmermann (5/1), Tom Abt (4), Andreas Maier (4), Nicola Rascher (4), Jonas Waldenmaier (4), Jonas Schwenk (3), Arian Pleißner (3), Stefan Scholz, Patrick Watzl
Siebenmeter: TVW 2/1 – TSB 3/2
Zeitstrafen: TVW 8 Minuten – TSB 10 Minuten
Schiedsrichter: Alexander Kraft, Steffen Reick (SV Langensteinbach)
Zuschauer: 480
(Nico Schoch)
münd 29:37 (14:19)