Überraschend sorgenfrei meisterte der TSB Gmünd das erste Jahr nah dem großen Umbruch. Trotz einiger Schwankungen deutete die junge Rasselbande ihr Potenzial an, in naher Zukunft zum Spitzenteam heranzuwachsen. Ein Verdienst von Trainer Michael Stettner, der sich auch in schlechten Phasen stets vor sein Team gestellt hat.
Das Fazit dieser Runde, es fällt zumindest auf den ersten Blick zwiespältig aus. Auf viele magische Abende – im Dezember war der TSB mit 18:10 Punkten völlig überraschend Tabellenvierter – folgte eine große Unbeständigkeit. 21:19 Zähler in der Rückrunde – nur die sechs Absteiger fuhren weniger ein – warfen die „Jets“ letztlich auf den neunten Rang zurück. Leicht lässt sich damit sagen: Es wäre mehr drin gewesen. Daran alleine den Erfolg zu messen, wäre jedoch verfehlt. Gewisse Leistungsschwankungen müsse man der zweitjüngsten Oberliga-Mannschaft eben zugestehen, relativiert der Sportliche Leiter Jürgen Rilli. Er zieht zufrieden Bilanz: „Wir hatten mit dem Abstieg nichts zu tun, haben immer wieder tolle Momente erlebt und Spitzenteams geärgert.“
Das Fazit dieser Runde, es fällt zumindest auf den ersten Blick zwiespältig aus. Auf viele magische Abende – im Dezember war der TSB mit 18:10 Punkten völlig überraschend Tabellenvierter – folgte eine große Unbeständigkeit. 21:19 Zähler in der Rückrunde – nur die sechs Absteiger fuhren weniger ein – warfen die „Jets“ letztlich auf den neunten Rang zurück. Leicht lässt sich damit sagen: Es wäre mehr drin gewesen. Daran alleine den Erfolg zu messen, wäre jedoch verfehlt. Gewisse Leistungsschwankungen müsse man der zweitjüngsten Oberliga-Mannschaft eben zugestehen, relativiert der Sportliche Leiter Jürgen Rilli. Er zieht zufrieden Bilanz: „Wir hatten mit dem Abstieg nichts zu tun, haben immer wieder tolle Momente erlebt und Spitzenteams geärgert.“
So geschehen etwa beim letzten Auftritt, als der künftige Drittligist VfL Waiblingen mit einem verblüffenden 32:29-Auswärtscoup zum Vizemeister degradiert wurde. „Wir haben uns 34 Spiele lang gegen gestandene Mannschaften behauptet, die allesamt älter und erfahrener sind. Das ist aller Ehren wert“, meinte Philipp Schwenk. Der Rückraumroutinier ist der Einzige im Kader, der bereits die 30 Jahre überschritten hat und damit letzter Vertreter der „alten Generation“ um Aaron Fröhlich, welche sich im vergangenen Sommer verabschiedet hatte. Diesem erheblichen Verlust an Qualität und Routine trotzte der verjüngte TSB vehement.
Endgültig in Führungsrollen hineingeschlüpft sind nun Tormann Daniel Mühleisen sowie der neue Kapitän Nicola Rascher. „Platz neun hätte vor der Saison jeder im Verein sofort unterschrieben“, sagt Rascher, mit 239 Treffern drittbester Werfer ligaweit. Die beiden Unverzichtbaren verschweigen aber auch nicht, dass sich die internen Ambitionen während der furiosen ersten Saisonhälfte nach oben verschoben haben. „Wir hatten uns mehr erhofft“, stellt Mühleisen mit Blick auf den „ärgerlichen Durchhänger“ im Frühjahr 2023 fest. In zehn Spielen gelang nur ein einziger Sieg, dennoch lag der TSB immer mindestens sechs Punkte von der Gefahrenzone entfernt. „Eine relativ entspannte Runde“ also, wie Schwenk anmerkt: „Trotz schwacher Phasen sind wir nie in den Abstiegskampf geraten, das ist ein Riesenerfolg.“
Die Leichtigkeit allerdings fehlte nach dem Jahreswechsel. Die langfristigen Ausfälle der Leistungsträger Stephan Mühleisen (Schulterverletzung) und Wolfgang Bächle (Kahnbeinbruch) waren durch den dünnen Kader kaum dauerhaft zu kompensieren. Fehlenden Willen mussten sich die Gmünder selten vorwerfen lassen. Doch als es etwa in letzter Sekunde eine 30:31-Schlappe beim damaligen Tabellenführer TV Bittenfeld II setzte, fehlten die Coolness wie auch das nötige Spielglück. Doch gerade in diesen bitteren Momenten stellte sich der Trainer vor sein Team. Michael Stettner war stets darum bemüht, die Deutungshoheit über das sportliche Abschneiden zu behalten und zugleich die gestiegene Erwartungshaltung zu dämpfen. Immer wieder hatte er den Willen und den Charakter seiner Mannschaft angepriesen. Was sie dann bei den Aufholjagden etwa in Herrenberg (39:39) und in Söflingen (31:31) bestätigte.
„Wir haben über einen sehr langen Zeitraum Herz und Qualität gezeigt“, unterstreicht Volker Haiser, als Co-Trainer die linke Hand Stettners: „Wir haben auch ein Tal durchschritten, was man diesen jungen Menschen einfach zugestehen muss.“ Immerhin bringen es die 22 eingesetzten Akteure auf ein Durchschnittsalter von nur 23,31 Jahren. Einzig die HSG Konstanz II stellte ein noch jüngeres Aufgebot – und stieg ab. Der jugendliche Stil kann eben auch ein Risiko sein, doch beim Talentschuppen der „Jets“ deutet der Trend nach oben. Zum Schluss gewannen die Gmünder fünf von sechs Spielen. Für Haiser ein „Fingerzeig“, dass die vorherigen Rückschläge gut weggesteckt wurden. Übrigens hatte der TSB nach 30 Spieltagen nur drei Punkte weniger auf dem Konto als in der vorangegangenen Rekordsaison. Dass diese keine Eintagsfliege blieb, ist ein großer Verdienst der Trainer. Stettner und Haiser haben das Erbe ihres Vorgängers Dragos Oprea gezielt weiterentwickelt, um in einer weitaus stärkeren Liga mit fünf Drittliga-Absteigern bestehen zu können.
Der TSB begeisterte seine Fans mit Herz und Leidenschaft, die große Stärke war das hohe Tempo und auch das Spiel über den Kreis wurde so stark forciert wie lange nicht. „Besonders in der Hinrunde, als uns noch keiner so richtig auf der Rechnung hatte, da hat unser Umschaltspiel in der ersten und zweiten Welle so richtig gezündet“, meint Kreisläufer Jonas Waldenmaier. Von Oprea in die Wege geleitet, wurde diese Spielidee weiter verfeinert. Die starke Flügelzange mit Bächle und Eric Zimmermann bot die perfekten Zielspieler dafür. Für Linksaußen Zimmermann lag im Zusammenhalt ein ganz großer Trumpf: „Wir konnten uns auch nach schlechten Spielen offen aussprechen, da tanzt niemand aus der Reihe. Dass die beiden Trainer und fast das ganze Team frühzeitig für die neue Runde zugesagt haben, hat mir die Entscheidung sehr leicht gemacht, zu bleiben.“
Einzig Spielmacher Jan Spindler (HSG Bargau/Bettringen) wird den TSB verlassen, doch an neuen Talenten mangelt es ohnehin nicht. Louis Waldraff, Jonas Schwenk und Vincent Pick erzielten allesamt ihre ersten Oberliga-Tore, Arian Pleißner reifte in seiner ersten „echten“ Aktivensaison zu einem Leistungsträger. „Diese Jungs sind in ihre Rollen hineingewachsen und haben Potenzial für mehr“, freut sich Philipp Schwenk, der viele seiner jetzigen Mitspieler als Jugendtrainer selbst großgezogen hatte. Das neue Trainerduo habe zudem „den Spaß zurückgebracht“, der zum Ende der Vorsaison ein Stück weit verloren gegangen sei.
„Wir hatten zuvor schon ein gutes Teamgefüge, die beiden Coaches haben nochmals eine homogenere Truppe geformt“, betont Kapitän Rascher. Charakterlich habe diese Konstellation ohnehin von Anfang hervorragend gepasst. Rückraumpartner Tom Abt ergänzt: „Wir hatten ganz schnell eine Stimmung, mit der sich jeder dem anderen anvertrauen konnte. Wenn man Vertrauen schenkt, dann bekommt man das auch immer zurück.“
Die Rückrunde soll das Geleistete deshalb nicht schmälern, auch wenn einige Problemzonen offengelegt wurden. „Wir hatten zu viele wellenförmige Spiele mit guten und schlechten Phasen“, bemängelt Keeper Mühleisen. Denn mit der Zeit hatten sich die Gegner auf das Gmünder Spielsystem eingestellt, in dem viel von Top-Torjäger Rascher ausgeht. Erst recht mit der dünnen Personaldecke wurde der TSB ausrechenbar. „Künftig müssen sich auch andere Spieler trauen, mehr Verantwortung zu übernehmen“, so Mühleisen. Letztlich überwiegt aber Erleichterung darüber, nach der hohen Belastung von 34 Partien nun ein paar Wochen durchschnaufen zu können: „Jeder Einzelne merkt, dass er nach dieser Mammutsaison kaputt ist.“
Doch der gemeinsame Weg der Gmünder Rasselbande hat gerade erst begonnen. „Ihr habt Zukunft, ihr seid so jung und macht jetzt schon richtig Freude“, berichtet Co-Trainer Haiser vom Feedback der Zuschauer: „Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Mit feiner Hand wird der Kader behutsam verbessert. Auch der neue Linkshänder Stefan Scholz (21, HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf) etwa hat seine besten Tage als Handballer ganz sicher erst noch vor sich.
Im Hintergrund bereiten sich die Trainer bereits akribisch auf die nächste Herausforderung vor. Eine zweigeteilte Oberliga, in der sich die besten vier Teams der beiden Hinrundengruppen für die Aufstiegsrunde qualifizieren. Es wäre das Wunschziel der Gmünder, sich somit wieder frühzeitig aller Abstiegssorgen zu entledigen – um sich dann mit den Besten messen zu dürfen. „Wir werden da voll angreifen“, verspricht Abt. Groß ist die Vorfreude auf den neuen Modus, in dem es in jedem Spiel um Alles geht: „Die Zuschauer können da noch mehr zum Faktor werden. Wir sind in der neuen Runde eingespielter und erfahrener, jeder hat Schritte nach vorne gemacht. Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen, dann geht da auch noch mehr.“
Mit Blick auf die neue Zielsetzung gibt sich der Sportliche Leiter deutlich zurückhaltender. „Doch natürlich ist es schön, wenn die Jungs gierig sind und sich hohe Ziele setzen“, sagt Jürgen Rilli. Je früher der Klassenerhalt dann fix sei, umso besser. Haiser verweist abermals darauf, dass sich das junge Team vor niemandem zu verstecken braucht. Eine Auf- oder Abstiegsrunde könne „zu einem psychologischen Thema“ werden: „Doch wie wir uns in diesem Jahr aus dem Tal herausgearbeitet haben, das macht mir Mut zu sagen, dass wir mit dieser mentalen Stärke weiter erfolgreich arbeiten können.“
Denn dieser Mannschaft und ihrem Trainerteam gehört die Zukunft.