Vier Spieltage vor Schluss hat der TSB Gmünd weiter einen einstelligen Tabellenplatz im Visier. Am Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) soll die Revanche gegen Absteiger TSV Wolfschlugen gelingen, zuvor kann das Bezirksliga-Perspektivteam sein Meisterstück perfekt machen.
Erstmals seit Januar spüren die "Jets" wieder den Rückenwind von zwei Siegen nacheinander. Der Klassenerhalt ist nun auch rechnerisch perfekt. Dass der TSB nun zum dritten Mal in Folge auf einen bereits feststehenden Absteiger trifft, soll der Spannung keinen Abbruch tun. "Wir haben gezeigt, dass wir weiterhin komplett fokussiert bei der Sache sind", sagt Michael Stettner über die Pflichtsiege gegen Altenheim (33:30) und Steißlingen (40:28). Zum Ende seiner Premierensaison hat sich der Trainer mit seinem Team neue Ziele gesetzt: Die Serie soll ausgebaut und damit ein einstelliger Tabellenplatz zurückerobert werden. Als Zehnter liegt der TSB derzeit nur einen Zähler hinter Herrenberg zurück.
"Wir wollen daheim definitiv keine Punkte mehr abgeben und nicht zweimal gegen eine Mannschaft verlieren, die hinter uns steht", so lautet Stettners Devise für den Sonntag. Denn mit dem TSV Wolfschlugen haben die Gmünder noch eine Rechnung offen. Die bittere 32:33-Hinspielschlappe "stachelt uns besonders an", wie der Coach erklärt: "Wir sind definitiv der Favorit. Die Jungs wollen sich revanchieren und in eigener Halle zu einer richtig guten Stimmung beitragen."
Denn der ganze Verein hofft auf einen großen Feiertag. Schon um 14:45 Uhr kann das Perspektivteam gegen den siebtplatzierten TV Brenz die Bezirksliga-Meisterschaft perfekt machen. 16 Siege in Serie begeistern auch den Oberliga-Trainer, aus dessen Sicht der direkte Durchmarsch in die Landesliga ein immens wichtiger Schritt wäre. "Unseren eigenen Nachwuchsspieler und Talenten aus dem Umkreis könnten wir in Zukunft Spielpraxis auf ganz hohem Niveau bieten", meint Stettner: "Nach außen hin ist das ein super Zeichen, dass sich bei uns nicht nur die erste Mannschaft in die richtige Richtung entwickelt." Für einige TSB-Eigengewächse, die bereits auch schon Oberliga-Luft schnuppern durften, wäre es der bislang größten Erfolg ihrer handballerischen Laufbahn. Jung und wild – das hat beim TSB ohnehin Tradition und trägt längst Früchte.
Eric Zimmermann (21 Jahre): Der Linksaußen ist ein Paradebeispiel des Gmünder Weges. "Eric ist unfassbar fleißig, wahnsinnig weit für sein Alter und gehört zweifellos zu den besten Linksaußen der Oberliga", findet Stettner. Die Zahlen belegen diese These: Mit 125 Saisontoren bestätigte Zimmermann die Leistungen aus seiner ersten Aktivensaison (129) und ist ligaweit der Linksaußen mit den meisten Feldtoren. "Er liefert Woche für Woche und ist im Gegenstoß eine absolute Waffe", so Stettner. Beim 400 Meter-Lauf in der Vorbereitung kratzte der Linksaußen sogar an der Minutenmarke.
Patrick Watzl (20): Drei Spiele, 18 Tore – elf Monate nach seiner schweren Knieverletzung gelang dem Linkshänder ein sensationelles Comeback. Und das obwohl der gelernte Rückraumspieler derzeit auf Rechtsaußen den Ausfall von Wolfgang Bächle kompensieren muss. "Er funktioniert wie auf Knopfdruck", zeigt sich Stettner begeistert: "In erster Linie freut es mich für ihn persönlich, denn er hat ein Jahr lang dafür geackert und hat absolutes Vertrauen in seinen Körper." Wenn Watzl im Sommer nun auch eine komplette Saisonvorbereitung durchziehen kann, dann sei ihm der "nächste große Schritt" zuzutrauen.
Vincent Pick (20): Als Rechtshänder auf der ungewohnten Rechtsaußen-Position aufzulaufen, ist für das Eigengewächs längst Routine geworden. Im Perspektivteam (105 Tore) glänzt er mit einer hervorragenden Wurfquote, als "Back-Up" für Bächle erzielte er obendrauf seine ersten fünf Oberliga-Treffer. "Ich habe überhaupt keine Bedenken, ihn aufs Feld zu bringen", sagt Stettner über die ungewohnte Konstellation: "Viele hätten wohl gar keinen Spaß daran, weil es schwer ist so zu werfen. Doch das spricht für Vincis Qualität."
Arian Pleißner (19): Der Rückraumshooter hat den Durchbruch dicht vor Augen. In 17 Bezirksliga-Spielen traf er 106-mal. Im Oberliga-Team (27 Tore) steigerte er seine Quote im Vergleich zur Vorsaison (17) und ist längst mehr als eine Alternative zur Stammformation mit Tom Abt, Andreas Maier und Nicola Rascher – die wohlgemerkt auch erst 20, 21 und 23 Jahre jung sind. "Ohne Wenn und Aber ist Arian ein tragender Spieler für unsere Zukunft", betont Stettner. Trotz seiner altersgemäß natürlichen Schwankungen und der teilweise noch bestehenden defensiven Defizite genießt der Youngster das volle Vertrauen des Trainers: "In manchen Trainingseinheiten schießt er die Bude kurz und klein und lässt im Eins-Gegen-Eins alles und jeden stehen. Er muss jetzt im nächsten Schritt noch konstanter werden, hier und da vielleicht etwas an seiner Ausstrahlung arbeiten und manchmal auch ein bisschen unbekümmerter aufspielen wie er es im Training Woche für Woche bereits tut. Er ist auf einem super Weg, an ihm werden wir alle noch sehr viel Freude haben."
Louis Waldraff (19): Gemeinsam mit Pleißner führte er die A-Jugend im vergangenen Jahr zur württembergischen Meisterschaft und empfahl sich über starke Leistungen im Perspektivteam (81 Saisontore) für höhere Aufgaben. "Er will unbedingt lernen und sich stetig verbessern", sagt Stettner über den fleißigen Rückraumspieler, der in der Oberliga meist als Linksaußen zum Einsatz kam und dreimal einnetzte. "Louis hat technisch alle Anlangen und wird seinen Weg gehen, wenn er sich weiter so engagiert reinhängt." Da ist es nur logisch, dass Waldraff zur neuen Saison fest dem Oberliga-Kader angehören wird.
Jonas Schwenk (19): Der Jüngste im Bunde hat sich schon als A-Jugendlicher als unverzichtbar für die Abwehr erwiesen. Das hätte selbst Stettner vor der Saison so nicht erwartet: "Doch Jonas hat sehr schnell Fuß gefasst, geht da körperlich voll rein und macht seine Sache auf jeder Position gut." Seit der Verletzung von Stephan Mühleisen wird Schwenk überwiegend am Kreis eingesetzt und erzielte seine ersten zehn Oberligatreffer. Auf Dauer will Stettner den Youngster mit seinem harten Wurf im Rückraum sehen, "aber dafür hat er ja noch ein bisschen Zeit." Die ersten Schritte jedenfalls waren schon ziemlich verheißungsvoll.
Auch der steilen Entwicklung seiner "Jungen Wilden" hat der TSB seine jetzt schon erfolgreiche Saison zu verdanken. Vom Abstiegskampf hatte sich die zweitjüngste Mannschaft der Liga frühzeitig distanziert und holte aus 30 Partien nur drei Punkte weniger als in der zurückliegenden Oberliga-Rekordsaison des TSB. Wohlgemerkt trotz des großen Umbruchs und einer mit fünf Drittliga-Absteigern qualitativ stärkeren Liga. "Es macht total Spaß, diese Jungs zu begleiten", freut sich Stettner über das vorhandene Potenzial.
In den letzten vier Saisonspielen will der 39-Jährige seine Talente weiter für die "guten Leistungen in Training und Spiel" mit Einsatzminuten belohnen. Ob Watzl, Pleißner oder Waldraff: "Jeder Einzelne ist eine echte Option. Diese Jungs sind komplett integriert und das Ende ihrer Entwicklung ist noch lange nicht erreicht." Das gilt sicher auch für das bevorstehende neunte Oberliga-Jahr. Um die Zukunft muss es dem TSB nicht bange sein.
TSB: Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Jan Spindler, Patrick Watzl, Louis Waldraff, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk, Vincent Pick, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier