Der Tabellenführer ist eine Nummer zu groß. Bei der 24:26 (6:12) – Niederlage gegen den TV Plochingen hadert der TSB Gmünd mit den beiden Schiedsrichtern, besonders aber mit der eigenen Chancenverwertung und der schweren Verletzung von Stephan Mühleisen.
Zum Abschluss einer überraschend starken ersten Saisonhälfte hat der TSB Gmünd erstmals zwei Spiele in Folge verloren. Wie schon eine Woche zuvor in Wolfschlugen (32:33) setzten die „Jets“ nach einem Sieben Tore-Rückstand zur Aufholjagd an – die aber letztlich unbelohnt blieb. Kurioserweise bot der TSB seine bislang wohl beste Defensivleistung. Doch da sich im Angriff über weite Strecken ein Totalausfall abspielte, reichte es nicht zum erhofften Coup gegen Klassenprimus Plochingen.
Besonders aber wurden die Gemüter durch eine Reihe fragwürdiger Entscheidungen der Unparteiischen Dominic Mohrlok (SG Pforzheim/Eutingen) und Julian Zoller (HC Neuenbürg) erhitzt. „Grundsätzlich müssen wir in unserem Sport über jeden froh sein, der Spiele pfeift“, zeigte sich TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber zwar ganz besonnen: „Dennoch werden die Schiedsrichter ihre Leistung hinterfragen. Ich sehe das vielleicht subjektiv, doch sie haben keine klare Linie gefunden und alle 50-50-Entscheidungen sind in der Regel gegen uns gefallen.“ Doch es spricht für den Sportsgeist der Gmünder, dass sie das nicht als Ausrede nutzen wollten. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, sagt Hieber mit Blick auf lediglich sechs eigene Treffer in den ersten 30 Minuten.
„Wir sollten nicht anfangen, die Schiedsrichter anzugreifen. Denn wir haben sicherlich nicht unser bestes Spiel gemacht und sollten da eher auf uns schauen.“, ergänzte Tom Abt. Der 20-jährige Rückraumspieler war von einer der strittigen Szenen direkt betroffen. Wenige Sekunden vor der Halbzeitpause bekam der TSB einen Siebenmeter zugesprochen. In diesem Fall ist es eigentlich üblich, dass die Uhr weiterläuft und der Wurf erst nach Ablauf der Spielzeit ausgeführt wird. Das dachte auch Abt, der selbst zugibt: „In dieser Situation war ich überfordert. Mich hat es gewundert, dass die Schiedsrichter nicht eingegriffen haben.“ Der Ball verließ seine Hand erst nach Ertönen der Sirene, die Referees verweigerten dem Treffer die Anerkennung. „Das muss man akzeptieren, spielentscheidend war es nicht“, meinte Abt schulterzuckend.
Statt 7:12 stand es 6:12 zum Ende eines extrem zähen ersten Durchgangs. Neun Minuten lang mussten die 750 Zuschauer auf den ersten Gmünder Treffer zum 1:3 durch Eric Zimmermann warten. Als der pfeilschnelle Linksaußen kurz darauf einen Konter zum 3:3 (11.) nutzte und euphorisch jubelnd vor dem eigenen Fanblock abdrehte, hätte das den Wendepunkt bedeuten können. Doch weit gefehlt. Obwohl Tormann Daniel Mühleisen einige Male bravourös rettete, geriet der TSB deutlich mit 3:7 (16.) und 4:11 (25.) ins Hintertreffen. Trainer Michael Stettner nahm da bereits seine zweite Auszeit, denn die Gäste dämmte das Konterspiel und die Rückraumpower des TSB geschickt ein. „Aus 15 Positionsangriffen haben wir nur zwei Tore gemacht“, erklärt Stettner mit Blick auf die Statistik. Da war es besonders schmerzhaft, dass drei Siebenmeter vergeben wurden – eben auch der ungültige Versuch von Abt.
Zu gewohnter Durchschlagskraft fanden Torjäger Nicola Rascher und seine Kollegen an diesem Abend nie. Einzig auf Zimmermann und Wolfgang Bächle (je 6 Tore) war Verlass, doch auch die beiden Außenspieler scheiterten immer wieder am herausragenden Plochinger Rückhalt Felix Beutel. Vom 10:16 (42.) kämpfte sich der TSB zwar auf 13:17 (46.) heran. Doch während der mit neun Toren herausragende Gästeakteur Felix Stahl trotz Ballwegschlagen nicht die dritte Zeitstrafe erhielt, wurde auf der Gegenseite Andreas Maier aufgrund eines harten Foulspiels mit Rot vom Feld geschickt (46.). Kurz darauf brach der nächste Schlüsselspieler aus der starken Gmünder Abwehr weg, Stephan Mühleisen hatte sich in einem Zweikampf die Schulter ausgekugelt und musste mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Der Kreisläufer hatte offenbar Glück im Unglück: Es ist nichts gebrochen, eine MRT-Untersuchung soll in den kommenden Tagen Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben.
Der TSB bewies große Moral und kämpfte verbissen gegen den Rückstand an. Bei zwei Konterchancen standen die Schiedsrichter allerdings nicht nur sprichwörtlich im Weg. Beim Stand von 14:18 (49.) schickte Mühleisen mit einem weiten Pass Bächle auf die Reise, doch Referee Julian Zoller kreuzte den Laufweg und blockte den Ball versehentlich ab und Plochingen war wieder in Ballbesitz. Allen voran der TSB-Tormann, der sein Team überhaupt so lange im Spiel hielt, hatte daher großen Gesprächsbedarf mit den beiden Männern in Grün. Zwei schnelle Tore von Jonas Waldenmaier und Bächle zum 22:24 (59.) ließen vor der letzten Spielminute nochmals neue Spannung aufkeimen. Plochingen verlor den Ball wegen Zeitspiel, der TSB wollte schnell umschalten und den Anschluss erzielen – doch Gästecoach Christian Hörner hatte die Auszeitkarte auf den Tisch gelegt. Ob vor oder nach dem Ballverlust, war die Frage. Die Schiedsrichter vertrauten auf die Zeitnehmerin der Gäste und ließen das Time-Out zum Ärger der TSBler zu.
Rückraumschütze Stahl sorgte daraufhin mit seinem neunten Treffer für die Entscheidung, auch wenn Bächle und Jonas Schwenk das Resultat dann noch auf 24:26 (60.) herunter korrigierten. Bei allem Ärger war es dann wieder Tom Abt, der schlichtende Worte fand: „Es war ein hektisches und hitziges Spitzenspiel. Wenn da Fehler passieren, dann kann man niemandem einem Vorwurf machen, weder den Zeitnehmern noch den Schiedsrichtern.“ Auch insgesamt könne die Niederlage gegen den Tabellenführer nicht die starke Vorrunde der Jets trüben, wie der Spielmacher meint. „Direkt nach dem Spiel fühlt es sich natürlich nicht so gut an, doch ab Montag können wir richtig zufrieden auf die Bilanz der 14 Spiele blicken.“
Als Tabellenfünfter hält der TSB einen Sechs Punkte-Vorsprung zu den Abstiegsplätzen und ist damit voll im Soll. Das weiß auch Abteilungsleiter Hieber, der aber auch sagt: „Die Mannschaft geht nach diesen zwei Niederlagen getrübt in die kurze Pause. Das ist auch gut so, denn das spricht für den Ehrgeiz der Jungs.“ Die Gedanken des Trainers waren hingegen beim verletzten Stephan Mühleisen. „Das tut uns deutlich mehr weh, als die zwei Punkte abzugeben“, zeigte sich Stettner betrübt. Zum Abschluss des Jahres wandte er sich noch an das Publikum und erntete Applaus: „Die Jungs haben es sich trotzdem verdient, an diesem Abend zu feiern. Seht die ersten 14 Spiele als gesamtes und nicht nur die letzten zwei Spiele. “