Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Der Abstiegskampf geht in seine heiße Phase – Der TSB Gmünd muss vor allem in den direkten Duellen bestehen
Die Hälfte der Oberliga-Rückrunde ist bereits abgelaufen, bis zum Saisonende verbleiben lediglich sieben Spieltage. Ein guter Zeitpunkt für eine kurze Zwischenbilanz im Abstiegskampf und ein Ausblick daraus, was beim TSB Gmünd passen muss, um nach langem Zittern doch noch den Klassenerhalt zu schaffen.
Die Ausgangslage: Der 39:27-Kantersieg beim SV Remshalden machte den vergangenen Samstag aus Gmünder Sicht zu einem wahren Glanztag. Noch nie hatte ein TSB-Team in der Oberliga so viele Treffer in einer Partie erzielt, gleichzeitig war es der perfekte Zeitpunkt für den erst zweiten Auswärtssieg dieser Saison. Trotz diesem unerwartetet deutlichen Erfolgserlebnis bleibt die Ausgangslage prekär: Der TSB (12./17:29 Punkte) steckt gemeinsam mit dem SV Remshalden (13./17:29), Amicitia Viernheim (14./15:31), der SG Lauterstein (15./15:31) sowie dem TSV Deizisau (16./14:32) weiterhin ganz tief drin im Abstiegssumpf. Mindestens vier, bestenfalls fünf Kontrahenten sollten die Gmünder bis zum Saisonende hinter sich lassen, um den Klassenverbleib feiern zu können. In Schlagdistanz rangieren die TSG Söflingen (10./19:25) und der TSV Blaustein (11./17:27), welche an Ostern im Nachholspiel direkt aufeinander treffen. Die abstiegsbedrohten Kellerkinder liegen ganz eng beieinander, lediglich die Aufsteiger TuS Steißlingen (8./23:23 Punkte) und Neckarsulmer SU (9./21:25) haben sich bereits ein Polster zu den Abstiegsrängen aufgebaut und scheinen frühzeitig gesichert.
Die Gmünder Mannschaft: Michael Hieber trat nach dem 39:27-Sieg direkt auf die Euohoriebremse und fordert für die kommenden Wochen insbesondere ein starkes mentales Auftreten seiner Mannen: "Wir müssen ähnlich wie in Remshalden mit dem unbedingten Einsatz auftreten. Nur dann besteht eine realistische Chance, dass wir drin bleiben." Personell jedoch bleibt die Lage angespannt: Christian Waibel (anhaltende gesundheitliche Probleme) und Dominik Sos (Fußverletzung) drohen für den restlichen Saisonverlauf auszufallen. Die beiden bosnischen Neuzugänge Belmin Nadarevic und Anis Bojic haben zwar ihr Potenzial bereits angedeutet, doch sie müssen sich erst einmal selbst in Deutschland zurechtfinden. "Wir dürfen von beiden nicht zu viel erwarten", betont Hieber.
Die Konkurrenten: Auch wenn die 27:32-Heimpleite gegen Steißlingen vor zwei Wochen äußerst schmerzlich war, so befindet sich der TSB doch auf einem vermeintlich guten Weg. Mit drei Siegen aus den vergangenen fünf Begegnungen konnte das Team von Trainer Michael Hieber neues Selbstvertrauen im Hinfeld auf den bevorstehenden Endspurt sammeln. Doch auch die Konkurrenz ist absolut auf Zack: Blaustein glänzte zuletzt durch einen Überraschungserfolg gegen Spitzenreiter Baden-Baden, Lauterstein erhielt den Kontakt zum rettenden Ufer durch wichtige Erfolge in Remshalden (38:29) sowie gegen Weinsberg (33:30) aufrecht. Drei derzeit eher formschwache Teams besitzen derweil die wohl schlechtesten Karten: Schlusslicht Deizisau konnte ebenso wie der schwächelnde Neuling Viernheim erst einem Sieg aus acht Partien im 2018 bejubeln, die enorm verletzungsgeplagten Remshaldener mussten zwei herbe und deutliche Rückschläge in ihren jüngsten Heimspielen gegen Lauterstein (29:38) und Gmünd (27:39) einstecken. Der Kantersieg beim SVR war umgekehrt für den TSB immens wertvoll, da man zugleich den bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich für sich entscheiden konnte. Linksaußen Nico Krauß sprach nicht umsonst von "zweieinhalb gewonnenen Punkten". Hieber meinte nur ganz besonnen: "Das ist ein schöner Nebenaspekt, der am Ende entscheidend sein könnte..."
Die Zahl der Absteiger: Die Absteigerkonstellation in der Oberliga ist im Wesentlichen abhängig von der Tabellensituation in der 3.Liga Süd. Während die dortige obere Tabellenhälfte zwischen Rang eins und elf äußerst ausgeglichen ist, sitzen fünf Teams am Tabellenende fest: Und zwar der HC Oppenweiler/Backnang (17:29 Punkte), TuS Dansenberg (17:29), TV 1893 Neuhausen (16:30), TV Hochdorf (13:33) und SG Köndringen-Teningen (12:34). Drei feste Absteiger gibt es in der Drittklassigkeit, verringern würde sich diese Anzahl lediglich im Falle vom Rückzug eines Vereins. In Bezug auf die aktuelle sportliche Lage bedeutet dies: Da drei der oben aufgeführten Teams aus Baden-Württemberg stammen, wird mindestens eines den bitteren Gang hinab in die BWOL antreten müssen. Im aus Gmünder Sicht bestmöglichen Fall kommt nur ein Drittligist hinunter in die Oberliga, wodurch sich dort vier Absteigsplätze ergeben. Aktuell befinden sich allerdings Neuhausen wie auch Köndringen-Teningen auf dem Sprungbrett nach unten, weshalb die Oberligisten derzeit mit fünf Absteigern kalkulieren müssen. Der TSB-Coach ist verständlicherweise kein Freund dieser komplizierten Sachlage: "Dass immer ein Drittel der Oberliga absteigt, ist zu viel", kritisiert Hieber, "dadurch gestaltet sich die Planung für alle Beteiligten sehr schwierig." Auch in der 3.Liga verbleiben noch sieben Spieltage, so dass für die bedrohten Vereine noch vieles möglich ist. Demnach sollten die Gmünder bis zum Saisonende vier, bestenfalls fünf Kontrahenten hinter sich lassen. "Wir können an der Ausgangslage nichts ändern, müssen das hinnehmen und wollen am Ende nicht unter den Absteigern sichern", gibt sich Hieber kämpferisch.
Das Restprogramm: Der TSB braucht in jedem Fall einen erfolgreiche Schlussspurt, um die Klasse halten zu können. Hieber gibt die klare Devise voraus: "Für uns ist nun jedes Spiel ein Endspiel. Was wir jetzt brauchen, ist Konstanz in unseren Leistungen." In den kommenden Heimspielen gegen den Sechsten Weinsberg (18.März) sowie den Siebten Plochingen (24.März) müssen die Gmünder punktemäßig nachlegen und besitzen dabei einen vielleicht entscheidenden Vorteil: Für beide Gegner erscheinen Aufstiegs- und Abstiegsränge bereits außer Reichweite. Nach der Handballpause über das Osterwochenende geht es direkt im Anschluss in die heiße Phase: Beim Tabellenletzten Deizisau sowie anschließend gegen die beiden aktuellen Tabellennachbarn Viernheim (H) und Blaustein (A) muss der TSB zwingend bestehen. Zum Abschluss dürften zwei Kracher bevorstehen: Im letzten Heimspiel wartet gegen den viertplatzierten Aufstiegsaspiranten TV Willstätt die wohl schwerste Aufgabe im Gmünder Restprogramm, ehe am 05.Mai das äußerst brisante Saisonfinale beim Lokalrivalen SG Lauterstein bevorsteht. Das Derby könnte ein Krimi werden, sollte es für beide Seiten im Abstiegskampf um alles oder nichts gehen. "Außer Viernheim haben wir unsere direkten Duelle allesamt auswärts und müssen dort auch gewinnen", meint Hieber und ist sich sicher, dass "27 Punkte auf jeden Fall für den Klassenerhalt reichen werden." Fünf Siege aus sieben Partien – das klingt nach einer anspruchsvollen Aufgabe. Doch Nico Krauß bringt den Mut der Mannschaft auf den Punkt: "Ich bin guter Dinge, dass wenn wir die Leistung aus dem Remshalden-Spiel wiederholen können, dann auch die nötigen Punkte holen werden."
(Nico Schoch)