Erst dominieren beide Abwehrreihen das Regionalliga-Derby, dann zunehmend der TSB Gmünd. Die „Jets“ knacken den TSV Heiningen in der zweiten Hälfte und siegen vor 800 Zuschauern auch in der Höhe verdient mit 31:23 (14:13).
Diese eine Statistik hatte ihn kräftig genervt, gab Aaron Fröhlich zu. Nur zwei Siege durfte der TSB Gmünd in den vergangenen 15 Jahren gegen den alten Rivalen aus Heiningen feiern, dem Trainer selbst war so ein Prestigeerfolg während seiner aktiven Laufbahn nie gelungen. Am Samstagabend nahm der TSB nicht nur eindrucksvoll Revanche, sondern demonstrierte als Tabellenzweiter das neue Kräfteverhältnis in der Region. Sechs Heimspiele, sechs Siege – es ist die Bilanz eines Aufstiegsanwärters, zu denen in der vergangenen Saison auch noch die Heininger zählten. „Sehr stolz“, war Fröhlich nach dem 31:23-Sieg, „dass wir das in diesem direkten Duell klar stellen konnten. Auch deshalb, weil es ein hartes Stück Arbeit war.“
Zwar eröffnete der TSB durch seinen starken Linksaußen Niklas Burtsche den offenen Schlagabtausch, tat sich aber schwer gegen die extrem offensive Abwehr der Gäste. Die rückten so weit heraus, dass Tom Abt und Kai Schäffner an der Mittellinie mit dem Spielaufbau beginnen mussten. Jeden Meter nach vorne mussten sich die Gmünder hart erkämpfen, um bis zum 6:4 (14.) knapp vorzulegen. Der Trainer hatte das genau so erwartet, musste aber auch feststellen: „Oft haben wir uns gut durchgesetzt, dann aber den entscheidenden Pass nicht angebracht.“ Doch auch die Heininger Offensive fand nur selten ein Durchkommen und wenn, dann nur über ihre Kraft aus dem Rückraum. Erst packte Felix Kohnle die Brechstange aus, dann traf Bruder Nick mit einem überlegten Unterarmwurf zum 7:8 (20.).
Durch Abt und den erst eingewechselten Stefan Scholz holte sich der TSB wieder die Führung zurück, die Burtsche hätte ausbauen können. Doch er traf nur die Latte, statt 11:9 stand es wenig später 10:12 (25.). Die Gmünder blieben ruhig, verließen sich auf ihre starke Abwehr und individuelle Klasse. Youngster Louis Waldraff kam frisch aufs Feld und erzielte sofort einen wichtigen Treffer. Hinten hielten Christian Waibel und Andreas Maier den Laden dicht, wohlgemerkt ohne eine einzige Zeitstrafe während der ersten Hälfte. Abt und Scholz drehten den Rückstand, der TSB hätte sogar höher als 14:13 führen können. Doch die letzte Szene vor der Pause war symbolisch: Abt misslang das Anspiel an den Kreis, im Gegenzug rann sich Heiningen noch einmal in der Gmünder Defensive fest.
Dieses Bollwerk machte schließlich den Unterschied. TSB-Torwart Daniel Mühleisen lief vollends zur Höchstform auf und ließ in den folgenden 25 Minuten nur noch vier Gegentore zu. Zwar konnte sich auch sein Gegenüber Yanik Braun zu Beginn der zweiten Hälfte auszeichnen, als er gegen die Linkshänder Bächle und Watzl zweimal stark parierte. Doch je länger das Spiel dauerte, umso bessere Chancen spielte sich der TSB heraus. Regisseur Abt ging voran, ging den langen Weg um den Heininger Block herum und traf aus dem Sprung heraus dreimal in Folge zum 20:16 (41.). Und das mit so viel Energie, dass Co-Trainer Simon Fröhlich und Hallensprecher Holger Sohnle wenig später notdürftig das Tornetz flicken mussten. Während dieser Unterbrechung war das Derby mit 23:17 (48.) beinahe schon entschieden.
„Wenn man selten ein Tor kassiert“, meinte Aaron Fröhlich ganz trocken, „dann sieht es automatisch souverän aus.“ Bei den Gästen wurden die Beine schwer, sie fanden selbst mit einem zusätzlichen Feldspieler keine Mittel gegen die bewegliche Gmünder Defensive. Die Nerven flatterten spätestens im Angesicht von Daniel Mühleisen: Während Moritz Fink auch den dritten Siebenmeter des TSV vergab, verwandelte Burtsche alle seine vier Versuche ganz cool. Der TSB konnte sich sogar den Luxus erlauben, durch Abt und Burtsche zwei Konterchancen liegen zu lassen. Näher als 24:20 (54.) kam Heiningen nicht mehr heran. Stattdessen machten die Hausherren ihre Machtdemonstration perfekt.
„Momentan haben wir das Selbstvertrauen und die Überzeugung, jederzeit noch eine Schippe drauflegen zu können“, lobt Fröhlich. Genau das geschah in der Schlussminute, als der Trainer kräftig rotierte und seine Mannen das Ergebnis weiter in die Höhe schraubten. Abwehrspezialist Maier stürmte mit nach vorne und machte mit dem 27:20 (57.) alles klar, Mühleisen wurde nach einer weiteren Glanzparade unter großem Applaus gegen Devin Immer ausgetauscht. Zur Krönung verblüffte Kreisläufer Jonas Waldenmaier die 800 Fans, als er aus dem Rückraum abzog und den 30.Treffer erzielte. „Waldi ist technisch sehr gut und wenn er eine Chance sieht, darf er sich die schon nehmen“, so erklärt Fröhlich die Absprache mit seinem langjährigen Weggefährten.
Dass der TSB seinen einstigen Angstgegner so deutlich hinter sich ließ, ist für den Trainer nur eine Momentaufnahme. Die Tabelle ist viel mehr als das: Seit zwei Monaten behaupten sich die „Jets“ auf dem zweiten Rang, der einstige Platzhirsch aus Heiningen ist mit elf Punkten weniger nur noch Neunter. „Das ist kein Zufall und das haben sich die Jungs verdient“, betont Fröhlich, ohne allerdings von einem möglichen Aufstieg zu reden. Den herausragenden Lauf wollen die Gmünder dennoch bis Weihnachten fortsetzen. Setzen sie sich am kommenden Samstag auch beim Tabellenzwölften TSV Blaustein durch, so würden zwei absolute Spitzenspiele gegen HSG Albstadt (14.Dezember) und den TV Bittenfeld II (20.Dezember) winken. „Für mich sind das drei Spitzenspiele“, sagt Fröhlich hingegen, „weil die Punkte alle gleich viel wert sind. Ich freue mich darauf, dass wir weiter zeigen können, was wir drauf haben.“ Und dann könnte das Aufstiegsrennen im neuen Jahr tatsächlich zur neuen Realität bei der Nummer eins im Stauferland werden..